ESSP® - Der Studiengang swap_horiz

Die Ausbildung zum Sexualpädagogen ESSP® findet in einem modularisierten, berufsbegleitenden Setting statt. Ausbildungsort ist die Philosophisch-Theologische Hochschule Heiligenkreuz, wo die ESSP® im Rahmen des LBI gelehrt wird. 

Zielgruppe

Der Studiengang richtet sich an Personen‭,‬ 

  • die aufgrund ihres haupt‭- ‬oder nebenberuflichen Einsatzes in Kindergärten‭, ‬Schulen‭, ‬Ausbildungsstätten‭, ‬Beratungsstellen‭, ‬Jugendgruppen besondere Qualifikation und Kompetenz für eine‭ (‬auch ergänzende‭) ‬entwicklungssensible Sexualpädagogik benötigen‭;‬
  • die Sexualpädagogik von einer entwicklungssensiblen und personorientierten Seite kennenlernen und weitergeben wollen‭;‬
  • die ihre jeweilige Ausbildung anthropologisch bereichern wollen‭; ‬
  • die Sexualpädagogik vom Primum der Person her denken lernen wollen‭.‬

Voraussetzung für den Studiengang

  • Pädagogische und/oder sexualpädagogische Erfahrung im Haupt- oder Ehrenamt.
  • Die Bereitschaft zur Selbsterfahrung und zur Reflexion der eigenen Geschlechtlichkeit und Sexualität.
  • Die Bereitschaft, unterschiedliche Konzepte von Geschlecht und Sexualität kennen- und reflektieren zu lernen.
  • Die Bereitschaft für eine prozessorientierte, im Ergebnis offene Bildung.

Einsatzbereiche

Jugendgruppen, Jugend- und Kinderfreizeiten, Kindergarten, Schule, Bildungseinrichtungen, Jugendarbeit, Jugendhilfe, Familie, Gemeinde, Beratung etc.

Volumen des Studien- und Fortbildungsgangs ESSP®

Der Studien- und Fortbildungsgang ESSP® umfasst 10 Module und schließt mit einem Zertifikat und Abschlusszeugnis ab. Pro Modul können 2 Creditpoints nach dem ECTS – System erworben werden. Insgesamt können 20 ECTS erworben werden, die von der Phil.-Theol. Hochschule auf das Grund- oder das Aufbaustudium angerechnet werden können. Jedes Modul umfasst 26 Einheiten (UE) und wird jeweils mit einer Modulprüfung abgeschlossen. Jedes Modul wird ergänzt durch 15 UE Online-Tutorium, sowie Selbststudium von ausgewählter Literatur und Studienreadern und 5 UE Praxisreflexion und Selbsterfahrung. Im Rahmen der Abschlussarbeit entwickeln alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Praxisprojekt, das in einer Abschlussarbeit in Theorie und Praxis beschrieben wird.

Der Studien- und Fortbildungsgang endet mit einer Abschlussarbeit von mindestens 40 Seiten. Nach erfolgreichem Abschluss sind die Absolventinnen und Absolventen berechtigt, die Bezeichnung „Sexualpädagogin/Sexualpädagoge ESSP®“ zu führen.

Kosten pro Modul 

Die Kosten pro Modul belaufen sich auf 250 €. Eine begrenzte Anzahl ermäßigter Plätze steht zur Verfügung. 

Modul I: Konzepte der Sexualität verstehen

Zielsetzung

Junge Menschen müssen im Laufe ihrer Entwicklung ihre Sexualität und Geschlechtsidentität in der Mitte ihrer Person verankern und in ihren Beziehungen integrieren. Für den heranwachsenden Menschen, ob Kind oder Jugendlicher, ist die Integration seiner Sexualität und Geschlechtlichkeit eine herausfordernde Aufgabe. Junge Menschen setzen sich bei der Bewältigung dieser Aufgabe nicht nur mit ihrem Umfeld auseinander (Eltern, Freundinnen und Freunden, Peer Group, Pädagoginnen und Pädagogen etc.), vielmehr müssen sie sich auch mit den Entwicklungen auseinandersetzen, die sich an ihrem Körper vollziehen und ihrer Psyche. Um junge Menschen bei der Integration von Sexualität und Geschlechtlichkeit zu begleiten, braucht es daher Einsicht in die biologischen, psychologischen und sozialen Prozesse, ihrer Entstehung und ihres Verlaufs im Kindes- und Jugendalter. Um als Sexualpädagogin und Sexualpädagoge entwicklungssensibel zu arbeiten, braucht es auf der einen Seite ein wissenschaftliches Fundament, um die Entwicklungsprozesse von Kindern und Jugendlichen fundiert nachvollziehen zu können. Auf der anderen Seite braucht es aber auch eine erhöhte Einfühlung in den heranwachsenden Menschen. Diese Einfühlung wird im Studiengang neben der Theorie durch Selbsterfahrung, konkrete Fallarbeit und das praktische Erleben von speziellen entwicklungssensiblen Methoden gelehrt, die entlang von Forschung und Praxiserfahrung in der Arbeit mit jungen Menschen entwickelt wurden. Das Zitat einer Studierenden bringt das Ziel des Studiengangs auf den Punkt: "Als Person, die schon lange im Lehrberuf steht, ist mir durch den Studiengang aufgegangen, dass wir uns als Pädagoginnen und Pädagogen auf die Welt des jungen Menschen einlassen müssen. Durch den Studiengang kann ich Jugendliche noch besser verstehen und sie auf dem Weg zu einem eigenen Verständnis ihrer Sexualität und Geschlechtlichkeit begleiten." 

Wenn wir nachfolgend versuchen, etwas ausführlicher in die Inhalte des Studiengangs einzuführen, so ist dies im Vergleich zum im Studiengang vermittelten Stoff immer noch sehr skizzenhaft. Trotzdem wollen wir durch die Beschreibung der Inhalte einen ersten Einblick in den Studiengang vermitteln. Nicht vermittelt wird dabei die Arbeitskultur und der respektvolle, würdigende Umgang im Miteinander. Wir verstehen die Arbeit in der ESSP® als ein Tun, das von der Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden getragen wird. Wir erleben immer wieder, dass Studierende wichtige Prozesse in Bezug auf ihr eigenes Leben und ihre Sexualität und Geschlechtlichkeit während des Studiengangs durchlaufen und engagieren uns als Studienleitung daher in die Schaffung eines sicheren Ortes für jede und jeden.

Modul I: Konzepte der Sexualität verstehen

Lerninhalt - kurz gefasst: 

Vorstellung unterschiedlicher bio-psycho-sozialer Konzepte von Sexualität‭, ‬ihr Grundverständnis von‭ ‬„Liebe und Sexualität“‭ ‬und die Entfaltung einer Psychologie der Sexualität im Kontext von Persönlichkeit und Bindung‭. ‬Der Inhalt wird methodisch und dialogisch über Fallbeispiele der Sexualität von Jugendlichen und Erwachsenen und der Möglichkeit zur Reflexion der eigenen Sexualität vermittelt‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen? 

In der Sexualwissenschaft gibt es unterschiedliche Konzepte über die Art und Weise, wie Menschen ihre Sexualität integrieren. Als Sexualpädagogin und Sexualpädagoge brauche ich ein fundiertes Wissen über diese Konzepte und die Art und Weise, wie sie im Zuge unterschiedlicher sexualpädagogischer Strömungen vermittelt werden. Keines der Konzepte ist falsch. Kennt man in der Praxis jedoch nur ein Konzept, dann übersieht man wesentliche Aspekte der sexuellen Entwicklung und der Integration von Sexualität in die Person. Die Konzepte werden aber nicht nur theoretisch vermittelt. Sie werden von Anfang an mit einem an der Praxis orientierten Konzept verbunden, mittels dessen die Sexualpädagogin und der Sexualpädagoge lernt, den jungen Menschen und den Integrationsprozess von Sexualität aus verschiedenen dynamischen und handlungstheoretischen Blickwinkeln zu verstehen. Durch Fallbeispiele aus der Praxis und durch Selbsterfahrung soll so von Beginn an für das Verstehen von Menschen und ihren Entwicklungsprozessen sensibilisiert werden.

Modul II: Jugendalter I - Integration von Sexualität

Lerninhalt - kurz gefasst:

Ziel der Sexualpädagogik ist die Begleitung der Integration von Sexualität und Geschlechtlichkeit in die Persönlichkeit‭. ‬Junge Menschen sehen sich ab Eintritt der Pubertät vor die Herausforderung gestellt‭, ‬ihren Körper neu zu bewohnen‭, ‬ihre Sexualität in ihre Person und in ihre Beziehungen zu integrieren‭. ‬Dazu werden umfassende entwicklungspsychologische Hintergründe vermittelt und‭ ‬aufgezeigt‭, ‬wie die Integration in die Person vom Jugendlichen durch eigenes Handeln umgesetzt wird‭. ‬Auch wird die Anwendung dieser Erkenntnisse auf die sexualpädagogische Praxis methodisch eingeübt‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Im Studiengang wollen wir uns zunächst bewusst mit dem Jugendalter befassen. Es beginnt mit Eintritt der biologischen Reife, der Pubertät. Entwicklungspsychologen nennen die Jugendphase Adoleszenz. In dieser Phase erwacht die Sexualität im Menschen verstärkt, was auch mit der biologischen und hormonellen Entwicklung zusammenhängt. Der junge Mensch sieht sich nun vor die Aufgabe der Integration seiner Sexualität gestellt. Diese Aufgabe steht meist aber unter dem Vorzeichen des "Neuen". So müssen sich junge Menschen der erwachenden Sexualität in ihrem Körper zuwenden, sie müssen sich mit ihren körperlichen Veränderungen auseinandersetzen, und sie müssen sich im Geflecht neuer sozialer Herausforderungen zurechtfinden. Denn auf einmal werden sie von anderen - mehr als früher - als möglicher erotischer Partner oder als erotische Partnerin gesehen, und vieles andere mehr. Für den Prozess der Integration ist vor allem eine doppelte Zeitperspektive bedeutsam: So steht der junge Mensch täglich neu vor der Aufgabe, seine Sexualität in seine Person und in seine Beziehungen zu integrieren. Diese Herausforderung begegnet ihm auf dem Schulhof genauso, wie in der Freizeit. Gleichzeitig muss der Jugendliche seine Sexualität so in sich integrieren, dass er damit morgen und übermorgen als erfüllter Mensch leben kann. Auf den Aspekt der gegenwärtigen wie auf Zukunft gerichteten Integration wird daher genauso eingegangen, wie auf den Aspekt der Integration im Jetzt erlebter Jugend. Für eine gelingende Integration von Sexualität ist wichtig, dass der Jugendliche diese versteht und die Motive, Bedürfnisse und Ziele erkennt, die er mit seiner Sexualität verbindet und anstrebt. In diesen spannenden Prozess, den der Jugendliche durch seine alltäglichen Handlungen gestaltet, soll in diesem Modul eingeführt werden. Gleichzeitig soll an Methoden aufgezeigt werden, wie das Selbstverstehen des Jugendlichen in Bezug auf seine Sexualität pädagogisch begleitet und gefördert werden kann. Mit diesen Methoden sollen Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen lernen, mit Jugendlichen auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. - Vielleicht fragt sich der eine oder andere, warum junge Menschen ihre Sexualität überhaupt verstehen müssen. Die Frage beantwortet die Sexualtherapie wie folgt: Wenn Menschen ihre Sexualität verstehen, wird in ihnen die Wahrnehmung gefördert, dass es in der Sexualität nicht nur um Lusterfüllung oder Fortpflanzung geht. Zentral sind für eine gelingende Sexualität vor allem die Aspekte von Beziehung und Identität. Kann der Mensch diese Aspekte für seine Sexualität verstehen, kann er sie meist auch gelingend in langanhaltenden erotischen Beziehungen kommunizieren und integrieren. Der Lerninhalt dieses Moduls hat daher auch eine präventive Ausrichtung. 

Modul III: Jugendalter II - Psychologische Hintergründe zur Integration von Sexualität

Lerninhalt - kurz gefasst:

Neben der sexuellen Reifung des Körpers spielt die kognitive und emotionale Entwicklung bei Jugendlichen eine wesentliche Rolle‭.‬‭ ‬Vor allem wenn es um die Einschätzung von Fremd‭- ‬und Selbstbild geht‭. ‬Die Theorie der kognitiven und emotionalen Entwicklung wird auf der Grundlage der neurologischen Forschung entfaltet‭, ‬und mittels Selbsterfahrung und einer zentralen Methode der entwicklungssensiblen Sexualpädagogik wird die praktische‭, ‬entwicklungsfördernde Begleitung trainiert‭. - ‬Ein weiteres Thema sind die frühen romantischen Beziehungen von Jugendlichen‭, ‬in die entwicklungs‭- ‬und sozialpsychologisch eingeführt wird‭. Dynamiken solcher Beziehungen werden entlang von Forschungsergebnissen sichtbar gemacht‭. ‬Methodisch wird ein Baustein zur Arbeit am Thema frühe romantische Beziehungen vorgestellt‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Das Modul besteht aus zwei unterschiedlichen Themenschwerpunkten: Der psychologischen und mentalen Entwicklung von Jugendlichen und dem Thema der sogenannten frühen romantischen Beziehungen. Im ersten Themenblock wird auf die mentalen Entwicklungsherausforderungen des jungen Menschen während der Adoleszenz eingegangen. Das Thema ist unter dem Schlagwort bekannt, dass sich das Gehirn in der Adoleszenz in einem Umbauprozess befindet. Genau dieser Umbauprozess und seine Auswirkung auf die Integration von Sexualität und Geschlechtlichkeit stehen in diesem Modul im Vordergrund. Durch dieses Hintergrundwissen wird verständlich, warum eine Sexualpädagogin oder ein Sexualpädagoge die Vermittlung ihres oder seines Inhalts auf die psychische Entwicklung der frühen, mittleren und späten Adoleszenz abstimmen muss. Denn vor allem die Wahrnehmung und die Reflexionsfähigkeit über sich selbst oder über Beziehungen zu anderen ändert sich in diesen Phasen. Will man als Sexualpädagogin oder Sexualpädagoge den jungen Menschen begleiten, muss man sich die mentale Welt seines Verstehens von Inhalten rund um das Thema Sexualität und Geschlecht auch vorstellen können. Die Voraussetzungen werden in diesem Modul geschaffen. - Der zweite Schwerpunkt vermittelt nicht nur einen wissenschaftlichen Zugang zum Thema frühe romantische Beziehungen, sondern verbindet die psychologische Entwicklung mit der Entwicklung von frühen romantischen Beziehungen. Es wird dadurch ein Zugang geschaffen, um die Dynamiken innerhalb von frühen romantischen Beziehungen zu verstehen. Dieses Wissen ist nicht nur für die methodische Arbeit am Thema wichtig, sondern auch für die sexualpädagogische Beratung. Denn vor allem junge Frauen leiden oft in solchen frühen Beziehungen, zeigen erhöhte Werte in Bezug auf Depression oder entwickeln oft ein angespanntes Verhältnis in Bezug auf ihr Körperbild etc. Will man diesen jungen Frauen helfen, braucht man Kenntnis über die Dynamiken solcher frühen Beziehungen. - Für die frühe romantische Beziehung wird zusätzlich in eine Methode eingeführt, die jungen Menschen hilft, über ihre frühen romantischen Beziehungen oder ihrer Beziehungswünsche selbständig zu reflektieren.

Modul IV: Jugendalter III - Sexuelle Süchtigkeit - Pornografie & Philosophie I

Lerninhalt - kurz gefasst:

Einführung in das Thema sexuelle Sucht und Begleitung von Jugendlichen und das Thema der Pornografie und Medienabhängigkeit‭. - ‬Philosophie I befasst sich mit dem anthropologischen Aspekt der Sexualität‭, ‬wie er in verschiedenen Theorien dargestellt wird‭. ‬Zentral ist die Frage der Rolle von Emotion und Ethik bei der Integration von Sexualität‭.‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Das Modul wird durch zwei Schwerpunkte gegliedert: (1) Sexuelle Sucht und Pornografie und (2) Philosophie und Anthropologie. - Das Thema der sexuellen Süchte und Pornografie nimmt in der sexualpädagogischen Beratung immer größeren Raum ein. Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen brauchen daher Hintergrundwissen über das Konzept der Hypersexualität, was gern auch mit Sexsucht bezeichnet wird. Oft wenden sich Jugendliche gerade an Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen, wenn sie den Eindruck haben, dass sie sich in einer Suchtspirale befinden. Im Modul werden daher grundlegende Kenntnisse zu dieser Form der Sucht vermittelt, aber auch Ansätze für erste Hilfestellungen, die man jungen Menschen anbieten kann. Als Hilfestellung wurde für die pädagogische Arbeit ein Konzept für Jugendliche entwickelt, das auch für die präventive Arbeit in Jugendgruppen adaptiert werden kann. - Pornografie muss nicht mit Sucht zusammenhängen, kann aber Begleiter der Sucht sein. Neben den Fragen von Pornosucht, wird im Modul aber auch über die verschiedenen Interpretationsweisen von Pornografie informiert, wie sie in der derzeitigen sexualpädagogischen Landschaft verhandelt werden. Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen sollen sich mit diesen unterschiedlichen Konzepten auch deshalb auseinandersetzen, weil auch Jugendliche den Gebrauch von Pornografie an diesen Konzepten ausrichten. Im Mittelpunkt steht daher die Frage, wie Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen das Thema Pornografie, die unterschiedlichen Bewertung ihrer Wirkung und Bedeutung für die Entwicklung unter den Jugendlichen zum Thema machen können. 

Im Schwerpunkt Philosophie I geht es um verschiedene philosophische Konzepte zum Thema Sexualität. Es ist kaum bekannt, dass die verschiedenen Konzepte aus dem Bereich der Philosophie die Grundlage für die anthropologische und ethische Einordnung von Sexualität bilden. Die Sexualität wird daher aus dem Blickwinkel konstruktivistischer, materialistischer, phänomenologischer und scholastischer Philosophie in ihrer Wirkung auf das damit verbundene Menschenbild beleuchtet. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wo diese Ansätze heute im Alltag von Sexualität, Medien etc. auftauchen, und wie sie die Integration von Sexualität in die Person beeinflussen. Gleichzeitig wird in ein umfassendes, allgemein anerkanntes Konzept eingeführt, mit dem Integration von Sexualität und Geschlechtlichkeit ergebnisoffen pädagogisch begleitet werden kann. Das Konzept wird durch Selbsterfahrung und praktische Übungen gemeinsam erprobt. 

Modul V: Philosophie II und Theologie

Lerninhalt - kurz gefasst:

Der Mensch als Person nimmt in der Pädagogik der Entwicklungssensiblen Sexualpädagogik eine zentrale Rolle ein‭. ‬Dazu werden neben der pädagogischen Praxis personalistischer Pädagogik zentrale Konzepte der Philosophie und Theologie vermittelt‭.‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Wurden im Studiengang bislang Theorie und Methodik gelehrt, so wird nun ein Schwerpunkt auf die Didaktik, also auf den Weg der Vermittlung, gelegt. Sexualpädagogik darf weder Kinder noch Jugendliche indoktrinieren. In der entwicklungssensiblen Sexualpädagogik wird diese Vorgabe, die in den meisten Lehrplänen benannt wird, sehr ernst genommen. Daher lernen die Studierenden in diesem Modul nicht nur unterschiedliche didaktische Konzepte der Sexualpädagogik kennen, es wird auch die Frage diskutiert, wie der Mensch als Subjekt der Integration seiner Sexualität und Geschlechtlichkeit zum Mittelpunkt des Bildungsprozesses werden kann. Innerhalb der ESSP® wird der personalistische Ansatz favorisiert. In ihm ist der Mensch nicht Objekt der Pädagogik, sondern Subjekt. Denn letztlich ist es der junge Mensch, der ein Verstehen seiner Sexualität und Geschlechtlichkeit entwickeln soll, und ihm allein kommt die Integration seiner Sexualität und seiner Geschlechtsidentität zu. Daher werden verschiedene didaktische Konzepte mit dem personalistischen Ansatz kritisch diskutiert, gleichzeitig wird die Entwicklung des Personalismus in der Philosophie und Theologie aufgezeigt. Das Modul bleibt dann aber nicht bei der Theorie stehen, vielmehr wird gemeinsam ein praktisches Konzept diskutiert, mit dem eine didaktisch-methodische Erarbeitung verschiedener sexualpädagogischer Inhalte möglich wird. Dazu ist es notwendig, dass angehende Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen auch ihre Haltung zu den von ihnen vermittelten Inhalten kritisch reflektieren, wie auch die Rolle, die sie als Person im Prozess der pädagogischen Arbeit einnehmen. Dieser theoretisch klingende Inhalt wird dann praktisch erprobt, indem die Studierenden kleine pädagogische Projekte entwickeln, die dann gemeinsam diskutiert werden. Ziel des Moduls ist die Erhöhung der pädagogischen Kompetenz, die sich dadurch auszeichnet, dass die Freiheit der Person Mittelpunkt der Sexualpädagogik wird. 

Modul VI: Integration Körper und Aufklärung - Philosophie und Theologie III

Lerninhalt - kurz gefasst:

Die biologische Entwicklung des Geschlechtskörpers von Frauen und Männern und Modelle für die Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen werden dargestellt‭. - ‬Da die Integration des biologischen Körpers für junge Menschen immer häufiger eine gewichtige‭ ‬Frage darstellt‭, ‬wird die biologische Entwicklung auch im Kontext der Psychologie des Körperbildes entfaltet und ebenso im Kontext des philosophisch-theologischen Diskurses‭. ‬Thematisiert wird in diesem Zusammenhang auch die Frage der Geschlechtsdysphorie‭ (‬früher Transsexualität‭). - ‬Methodisch und selbsterfahrend wird die sexualpädagogische Arbeit der Integration des Körpers anhand‭ ‬von zwei Körper-Workshops je für Mädchen und Jungs eingeübt‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

In Modul VI stehen zwei Schwerpunkte im Mittelpunkt: Die biologische Aufklärung und der Prozess der psychologischen Aneignung von Körper und Geschlecht. - Der Körper ist ein umfassendes Phänomen. Der Mensch hat einen Körper, er ist aber Leib. Im Modul wird dieses Phänomen von zwei Seiten beleuchtet. Mit der Einführung in die biologische Aufklärung wird in die Entwicklung des Sexualkörpers bei Frauen und bei Männern eingeführt. Dazu werden die wesentlichen biologischen, genetischen, endokrinologischen Grundlagen gelehrt. Daneben geht es um Empfängnis, die Entstehung neuen Lebens und die Kontrazeption (Verhütung). Auch wenn diese sogenannten klassischen Themen der sexuellen Aufklärung trocken klingen, so wollen wir gemeinsam unterschiedliche didaktische Wege der Vermittlung beleuchten. Verbunden wird dies mit der Diskussion unterschiedlicher anthropologischer Sichtweisen, die verschiedenen sexualpädagogischen Konzepten eingelagert sind. Auch bei diesem Thema geht es daher um die Frage, auf welchem Weg diese Konzepte jungen Menschen nahegebracht werden können. Denn schließlich ist die Art und Weise, wie ich auf mein Menschsein blicke, Grundlage für die freie Entscheidung eines Menschen, wie er mit der Frage von Empfängnis und Verhütung umgehen will. 

Im zweiten Teil des Moduls geht es um die psychologische Aneignung des Körpers und die Entstehung dessen, was die Psychologie "Körperbild" nennt. Die Diskussion um das Thema Geschlechtsdysphorie (früher: Transsexualität) zeigt, dass sich junge Menschen mit diesem Thema heute mehr als früher auseinandersetzen. Neben unterschiedlichen philosophischen und theologischen Konzepten zum Thema "Körper und Leib", wird daher auch ein praktischer Weg aufgezeigt, wie die Integration des eigenen Körpers pädagogisch begleitet werden kann. Dabei geht es nicht nur um die Auseinandersetzung mit dem Thema der Geschlechtsdysphorie, sondern auch um von Jugendlichen oft favorisierte Themen wie "Fitness", "Diät", "Magersucht" und der öffentlichen Darstellung des eigenen Körpers in den sozialen Medien. - Die innerhalb der entwicklungssensiblen Sexualpädagogik entwickelten Körperworkshops werden zudem entwicklungspsychologisch und soziologisch begründet und gemeinsam diskutiert. Somit erhalten die Studierenden alle Hintergrundinformationen, um die praktischen Methoden individuell auf verschiedene Zielgruppen anzupassen. 

Mit der Einführung in die philosophischen Konzepte zum Thema "Körper" und "Leib", wie durch die entwicklungspsychologischen und soziologischen Hintergründe wird zugleich das Thema der Herausbildung von Geschlechtsidentität grundgelegt. 

Modul VII: Sexuelle Orientierungen - Geschlecht und Sexualität in der Kindheit I

Lerninhalt - kurz gefasst:

Vertiefend zur Psychologie der Sexualität wird in die Theorie der sexuellen Orientierungen‭ (‬Homosexualität‭, ‬Bisexualität‭, ‬Fluidität der Sexualität‭) ‬eingeführt‭. ‬Es wird der humanwissenschaftliche Forschungsstand vermittelt‭, ‬wie unterschiedliche Konzepte und‭ ‬Verstehensweisen sexueller Orientierung‭. ‬Sexualpädagogisch wird der Umgang mit sexuellen Orientierungen erarbeitet‭. - ‬Während die Frage der Geschlechtsentwicklung in der Kindheit in Modul VI bereits grundgelegt wird‭, ‬erfolgt in Modul VII eine Einführung in die Forschungslandschaft von Sexualität und Geschlechtsentwicklung in der Kindheit‭. ‬Welche Bedeutung hat die Sexualität in der Kindheit‭, ‬wie verstehen Kinder Sexualität‭, ‬und wie kann man entwicklungssensibel mit Kindern an diesem Thema arbeiten‭?‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Das Thema sexuelle Orientierungen gehört zu den umstrittensten Themen der Sexualpädagogik. Die einen vertreten die Meinung, dass eine sexuelle Orientierung ab dem 14 Lebensjahr ausbildet ist, zahlreiche Untersuchungen belegen dagegen, dass die sexuelle Orientierung noch bis in die Mitte des dritten Lebensjahrzehnts fluide erlebt wird. Auf der Grundlage der im Studiengang vermittelten Psychologie der Sexualität vertreten wir die Meinung, dass der Jugendliche seine Sexualität selbst verstehen muss. Auch das Indoktrinationsverbot gebietet, dass Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen den jungen Menschen im Hinblick auf seine sexuelle Orientierung nicht beeinflussen sollen. Daher vermitteln wir im Studiengang unterschiedliche Theorien und Verstehenskonzepte von sexuellen Orientierungen und schließen uns dabei einer in der Sexualwissenschaft geführten Debatte an. Wichtig ist zudem, dass sich Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen in Menschen einfühlen können, die nicht-heterosexuell empfinden. Die Bedeutung von Minderheiten-Stress wird dabei genauso thematisiert, wie das Thema Stigmatisierung. Weil nicht jede angehende Sexualpädagogin oder nicht jeder Sexualpädagoge Kontakt zu Menschen hat, die nicht-heterosexuell empfinden, wird das Thema entlang von unterschiedlichen Fällen aus der Praxis vertieft. Gemeinsam werden zudem Konzepte erarbeitet, die helfen, das Thema in die Praxis zu bringen. 

Der zweite Schwerpunkt des Moduls bildet das Thema "Geschlecht und Sexualität in der Kindheit". Während in Modul VI bereits die Grundlagen der Geschlechtsentwicklung im Kindesalter vermittelt werden, steht jetzt die Frage der Sexualität bei Kindern im Mittelpunkt. Vermittelt wird neben verschiedenen Theorien zu "Kindheit und Sexualität" auch der Forschungsstand zu diesem schwierigen Thema. Schwierig ist das Thema deshalb, weil man Kinder kaum zu ihrer Sexualität befragen kann. In den meisten Untersuchungen blicken erwachsene Personen zurück auf ihre Kindheit. Das verzerrt die Ergebnisse solcher Befragungen. Denn erwachsene Menschen bewerten das, was sie in der Kindheit erlebt haben, meist mit ihrem erwachsenen Verstehen, das sie sich im Laufe ihrer Entwicklung erworben haben. Wir fragen daher nicht nur nach Erkenntnissen der Forschung, sondern fragen grundsätzlicher: Welches kognitive und emotionale Verstehen haben Kinder? Wie entwickelt sich in ihnen ein Verstehen in Bezug auf Sexualität? Wie entwickelt sich ein Verstehen in Bezug auf Liebe? - Der Inhalt des Moduls ist dann auch Grundlage, um sexuelle Übergriffe unter Kindern zu verstehen. 

Modul VIII: Geschlecht und Sexualität in der Kindheit II

Lerninhalt - kurz gefasst:

Im Mittelpunkt steht die Frage‭, ‬wie mit Kindern über Sexualität und Geschlecht auf der Grundlage ihrer emotionalen und kognitiven Entwicklung gesprochen werden kann‭. ‬Methodisch wird ein neues Konzept vorgestellt‭, ‬wie sexualpädagogisch mit Kindern gearbeitet werden kann‭. ‬Es umfasst Aspekte der sexuellen Frühaufklärung‭, ‬der positiven Aneignung der eigenen Entwicklungsgeschichte und der Prävention vor sexuellen Übergriffen und Missbrauch‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Auf der Grundlage des in Modul VII entwickelten Verstehens für die kognitive und emotionale Entwicklung geht es nun um die praktische Einübung und um die Frage: Wie kann mit Kindern über Sexualität überhaupt gesprochen werden? Dies soll nicht nur anhand von konkreten Fragen, die Kinder häufig stellen, eingeübt werden, sondern auch durch die Vermittlung eines umfassenden, praktischen Konzeptes. Im Mittelpunkt des Konzeptes geht es neben der Sexualität auch um die Frage der Entwicklung von Geschlechtsidentität in der Kindheit. Die Grundlagen des Konzeptes werden entwicklungspsychologisch und sexualwissenschaftlich reflektiert, wie entlang von anderen Konzepten der Sexualpädagogik diskutiert. Die Studierenden werden angeleitet, das Konzept auf dem Fundament ihres erworbenen Wissens kritisch zu beleuchten, gleichzeitig werden sie zum kreativen Umgang mit diesem Konzept ermutigt. Dabei geht es auch um die Frage der Rolle sexualpädagogischer Begleitung von Kindern im Zusammenhang mit der Prävention vor sexuellem Missbrauch.

Modul IX: Kind- und Jugendschutz - Prävention

Lerninhalt - kurz gefasst:

Einführung in die rechtlichen Grundlagen des Kindschutzes‭ (‬AT/D/CH‭), ‬die Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung‭, ‬die Prävention‭ ‬vor sexuellen Übergriffen gegenüber Kindern etc‭. ‬Methodisch werden Präventionskonzepte für Kinder vorgestellt sowie ein Präventionskonzept zum Schutz vor sexuellen Übergriffen unter Jugendlichen‭. ‬

Was soll mir das in der Praxis helfen?

Das Modul führt nicht nur in die praktischen Grundlagen der Prävention vor sexuellem Missbrauch ein, sondern vermittelt auch Kenntnisse der Beurteilung von Gefährdungslagen. Die Studierenden lernen aber auch, wie sie ein Schutzkonzept aufbauen, wie eine Risikoanalyse durchgeführt wird, wie Verhaltenskodizes partizipativ in Einrichtungen erarbeitet werden etc. Schließlich geht es dann um die Vorstellung unterschiedlicher Präventionskonzepte für Kinder und Jugendliche. Die Konzepte werden theoretisch eingeführt und gemeinsam praktisch erprobt. Dabei werden unterschiedliche Fragen miteinander erarbeitet: Was schützt Kinder und Jugendliche wirklich vor sexuellen Übergriffen und Missbrauch? Was sagt die Forschung zu dieser Frage? Wie kann in Kindern und Jugendlichen Schutzverhalten praktisch aufgebaut werden? Welche pädagogischen Formate sind dabei hilfreich? Und wie ist der Zusammenhang zwischen Prävention und sexueller Aufklärung bei Kindern und bei Jugendlichen? - Für Kinder wird in ein gut evaluiertes Konzept der Prävention eingeführt, das die Widerstandsfähigkeit von Kindern gegenüber sexuellen Übergriffen stärkt. Für Jugendliche wird in ein Konzept für Schutz vor Grenzverletzungen unter Jugendlichen eingeführt. Denn was kaum einer weiß: Die meisten Übergriffe werden unter Jugendlichen verübt oder von jungen Erwachsenen an Kindern. Über die psychologischen Hintergründe für dieses Tatverhalten wird genauso eingeführt, wie die Beobachtungsfähigkeit für Täterverhalten gestärkt.