Der Ansatz der Entwicklungssensiblen Sexualpädagogik ist aus der wissenschaftlich reflektierten Erfahrung der Begleitung von Menschen in der sexualpädagogischen und sexualtherapeutischen Beratung entstanden.
Das Ziel der Entwicklungssensiblen Sexualpädagogik ist die Erforschung und Entwicklung eines sexualpädagogischen Ansatzes für die Praxis, der präventiv wirkt und dem Menschen Raum schafft, um seine Geschlechtlichkeit und Sexualität selbstverantwortet in seine Gesamtpersönlichkeit zu integrieren.
Das wird verwirklicht durch:
- Forschung und wissenschaftliche Entwicklung
- Aus- und Fortbildungsangebote
- Sexualpädagogische Angebote für die Praxis
Wissenschaft und Forschung
Entlang der Aufgabe, den jungen Menschen bei der Integration seiner Geschlechtlichkeit und Sexualität zu begleiten, bewegen wir auf der Ebene von Wissenschaft und Forschung vor allem drei wichtige Themen:
Thema Geschlechtlichkeit und Sexualität: Geschlechtlichkeit und Sexualität ist ein vielschichtiges Phänomen, das im emotionalen und kognitiven Erleben des Menschen genauso verankert ist, wie in seiner Beziehungsgestaltung. Gleichzeitig ist Geschlechtlichkeit und Sexualität ein soziales und kulturelles Phänomen. Will man daher die Integration dieses Phänomens in das menschliche Leben, wie die Voraussetzungen für die Integration verstehen, muss man es von Seiten der Psychologie, der Soziologie, der Sozialisationstheorie, der Sexualwissenschaft und entlang von sexualtherapeutischen Erkenntnissen beleuchten.
Thema der Entwicklungssensibilität: Da sexualpädagogische Praxis auf die Vermittlung von Wissen sowie auf die Förderung von für die Integration relevanten Kompetenzen und Fähigkeiten zielt, muss mit Bezug auf die Entwicklungspsychologie auch beforscht werden, wie der Mensch im Rahmen seiner emotionalen und kognitiven Reife Geschlechtlichkeit und Sexualität in einem bestimmten Lebensalter versteht. Daraus ergibt sich eine entwicklungssensible Sicht auf den Prozess der Begleitung. Entlang dieser wird deutlich, dass Kinder Sexualität anders verstehen als Jugendliche und junge Erwachsene anders als reifere Menschen.
Thema der Begleitung der Integration und personalen Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität und Geschlechtlichkeit: Bei der Begleitung der Integration als sexualpädagogische Aufgabe folgen wir einem Ansatz, bei der die Person im Mittelpunkt steht. Denn genauso wie das Phänomen Geschlechtlichkeit und Sexualität von verschiedenen Disziplinen her beleuchtet werden kann, genauso muss es jeder Mensch als Person in sich beleuchten. So sagt Wissenschaft und Forschung Allgemeines zum Thema Geschlechtlichkeit und Sexualität. Welche Wünsche, Bedürfnisse und Fragen der einzelne Mensch aber in einem bestimmten Lebensalter mit seiner Sexualität und Geschlechtlichkeit verbindet, kann sie nicht sagen. Dies muss der Selbstentdeckung, dem Selbstverstehen und dann der selbstverantworteten Entfaltung und Gestaltung des Menschen als Person überlassen werden. - Daraus aber ergibt sich die Forderung, dass eine Sexualpädagogik, die den Menschen bei der sensiblen Selbstaneignung und Integration begleitet, dies entlang wissenschaftlich reflektierbarer Ansätze tut.
Ausbilden, um Sexualpädagogik zu gestalten
Entwicklungssensible Sexualpädagogik ESSP® ist mehr als Aufklärung. - Sie will Pädagoginnen und Pädagogen auf der Grundlage gesicherten Wissens befähigen, den Menschen bei der Integration seiner Geschlechtlichkeit und Sexualität zu begleiten. Die theoretische Grundlage sowie didaktisch-methodisches Wissen soll Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen Know How an die Hand geben, damit sie Räume gestalten können, in denen jeder Mensch altersentsprechend die Chance hat, seine Sexualität und Geschlechtlichkeit zu verstehen und selbstverantwortet zu integrieren.
Ein Ziel der Ausbildung ist die Entwicklung der Fähigkeit in Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen zur selbständigen Gestaltung didaktisch-methodischer Konzepte für die Praxis. Dies halten wir für notwendig, weil sich Sexualpädagogik heute unterschiedlichen Gruppen von Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen zuwendet.
Da der Gegenstand der Sexualpädagogik jeden Menschen persönlich betrifft, gehört zur Ausbildung nicht nur die Vermittlung von Theorie und Praxis, sondern auch Selbsterfahrung. Zukünftige Sexualpädagoginnen und Sexualpädagogen sollen so eine kritische Distanz in Bezug auf ihre eigene Integration von Geschlechtlichkeit und Sexualität herausbilden. Dadurch kann die Fähigkeit zur Differenzierung zwischen Theorie und Praxis bezüglich ihrer eigenen Entscheidungen und der im Ergebnis offenen Integrationsprozesse der Menschen, die sie begleiten, erhöht werden.
Begleiten als Prävention
Entwicklungssensible Sexualpädagogik ESSP® fördert eine entwicklungspsychologische Perspektive, die beim Menschen und seinem altersentsprechenden Erleben und Verstehen seiner Sexualität und Geschlechtlichkeit ansetzt.
Mit den Stichworten Erleben, Verstehen und Integrieren, folgt die ESSP® dem Ansatz der Gesunderhaltung (Salutogenese). Entwicklungssensible Sexualpädagogik hat daher eine Förderungsperspektive, die auf die Entfaltung gelingender Sexualität gerichtet ist.
In der ESSP® ausgebildete Fachkräfte arbeiten im pädagogischen Setting präventiv, indem sie, ausgehend vom Erleben des Menschen, zu einem besseren Verstehen der Sexualität und Geschlechtlichkeit helfen, was die Grundlage für die Entwicklung von selbstverantwortetem Handeln und von eigenen Sinnentscheidungen ist.